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Die Gelbrand-Scharnierschildkröte (Cuora flavomarginata)

Die Gelbrand-Scharnierschildkröte Cuora flavomarginata (GRAY, 1863) ist eine überwiegend landlebende Sumpfschildkröte, die aufgrund ihres kleinen Verbreitungsgebietes als gefährdete Schildkrötenart eingestuft wird. Es handelt sich bei diesen Schildkröten um sehr aktive und neugierige Tiere, die man weder zu den Land- noch richtig zu den Wasserschildkröten zählen kann. Sie ernähren sich omnivor, das heißt sie sind nicht auf tierische oder pflanzliche Nahrung spezialisiert, sondern ernähren sich sowohl tierisch als auch pflanzlich. Ich halte diese Tiere seit 1994 und habe im Jahr 2009 erstmals nachgezüchtet.

Haltung im Terrarium

Außer im Sommer benötigen die Tiere ein wasserdichtes Terrarium (Aquaterrarium) mit Bademöglichkeit, Erde zum eingraben und Korkröhren als Versteckmöglichkeiten.

  • Erde immer feucht halten
  • Ca. 35°C warmer Sonnenplatz
  • Wasserbecken (nicht zu tief)
  • Für hohe Luftfeuchtigkeit sorgen
  • Tierisches (Regenwürmer, Schnecken, Frostfutter-Mäuse), süßes Obst

Haltung im Freiland

In den warmen Sommermonaten danken einem die Schildkröten einen Freilandaufenthalt mit besonders großer Aktivität. Aber man sollte ein paar Dinge beachten:

  • Sie sind Ausbruchskünstler
  • Zäune sind ungeeignet
  • Wärme und Feuchtigkeit benötigt
  • Jeden Tag alles befeuchten
  • Regenwürmer bevorzugt

Diese Schildkröten gehören wohl zu den aktivsten und neugierigsten Arten unter allen Schildkrötenarten. Alles was in der Nähe ihres Terrariums passiert, darf ihnen entgehen. Besonders nicht wenn irgendetwas auf Futter hindeutet 🙂 Sie zählt leider zu den gefährdeten Arten, da sie auf chinesischen Märkten als Speiseschildkröte angeboten wird.

Wichtiges vor der Anschaffung

Zuerst einmal sollte man sich vor der Anschaffung einer Cuora flavomarginata (wie natürlich bei jeder anderen Schildkrötenart auch) prüfen, ob man alle nötigen Voraussetzungen erfüllt, um den Ansprüchen der Tiere gerecht zu werden.

Die Gelbrand-Scharnierschildkröte stellt keine besonders großen Anforderungen an den Halter. Dennoch gibt es einiges zu beachten. Die Schildkröten sind sehr bewegungsfreudig und eine kleine Gruppe von beispielsweise einem Männchen und vier Weibchen benötigt ein mindestens 2 x 1 m großes, wasserdichtes Terrarium mit Badebereich.

Eine Vergesellschaftung mit anderen Schildkrötenarten ist nicht zu empfehlen. In der Natur begegnen sie sich auch nicht.

Versteckmöglichkeiten in sind als Rückzugsmöglichkeit sehr wichtig für die Schildkröten. Bei den Sumpfschildkröten ist Sphagnum Moos ein sehr beliebtes Versteck. Es speichert Feuchtigkeit darunter besonders gut und sorgt für ein angenehmes Klima.

Wie alt können die Tiere werden?

Ich gehe davon aus, dass sie bei guter Haltung 50-60 Jahre auf jeden Fall erreichen können.

Für Kinder geeignet?

Wie alle Schildkröten handelt es sich auch bei den Scharnierschildkröten um Wildtiere, die in Ruhe gelassen werden möchten. Das heißt sie möchten nicht hochgehoben, gestreichelt und aus dem Terrarium genommen werden. Wenn das eingehalten werden kann, steht einer Anschaffung nichts im Wege.

Haltung einer Gruppe oder einzeln?

Bei einem ausreichenden Platzangebot in einem gut strukturiertem Terrarium ist die Haltung einer Gruppe möglich. Männchen untereinander vertragen sich allerdings überhaupt nicht, weshalb man sich nicht mehr als eines anschaffen sollte. Sie beißen sich sehr brutal und beschädigen dabei sogar teilweise ihre Panzer.

Größe

Ausgewachsen erreichen Sie eine Panzerlänge von bis zu 20 cm.

Männchen oder Weibchen?

Die Männchen kann man durch ihre breite Schwanzwurzel und viel längerem Schwanz sehr gut von den Weibchen unterscheiden. Mehrer Männchen reagieren untereinander oft sehr aggressiv.

Überwinterung

Wenn man sich die Klimatabelle aus dem natürlichen Verbreitungsgebiet –in diesem Fall Hongkong- ansieht, erkennt man, dass die Temperaturen in den Wintermonaten deutlich abfallen. Daher sollte man auch in Gefangenschaft eine kühlere Phase von ca. 2 Monaten bei 13-15 Grad nachstellen. Am besten erreicht man das im Keller, wo die Schildkröten sich in einer mit feuchter Erde und Laub gefüllten Kiste eingraben. Zur Durchführung sollte man im Dezember beginne, die Beleuchtung immer weiter zu reduzieren und sie ein paar Tage vor der Umsiedelung in den Keller ganz abschalten.

Ausstattung und Größe des Terrariums

Die Tiere benötigen ein wasserdichtes Terrarium (Aquaterrarium) welches so groß wie möglich sein sollte, da die Tiere sehr bewegungsfreudig sind. Unter 1 Meter kann man keine ausgewachsenen Cuoras halten.

Das Wasserbecken

Das Terrarium muss eine geräumige Bademöglichkeit anbieten, die aber nur so hoch sein darf, dass die Tiere ihren Kopf bequem über die Wasseroberfläche bekommen. In tiefem Wasser schwimmen können sie nämlich nicht. Eine Ausstiegsmöglichkeit für problemloses wieder an Land kommen darf ebenfalls nicht fehlen. Sie scheuen tiefes Wasser, in dem sie den Boden unter den Füßen verlieren. In ihrem natürlichen Lebensraum in Südchina, Taiwan und Japan leben sie in sumpfigen Gebieten mit flachen Wasserlachen. Füllt man das Wasserbecken frisch auf, wird sofort ausgiebig getrunken, gebadet und es wieder mit Erde verdreckt 🙂

Für 30 Minuten am Tag sorgt ein Ultraschallvernebler durch mikrofeine Wasserzerstäubung für Nebel im Terrarium. Das Higlight des Tages für die Tiere.

Substrat

Als Bodensubstrat eignet sich am besten Walderde oder Gartenerde, die nicht gedüngt sein darf. Rindenhumus ist auch in Ordnung und natürlich das bewährte Floragard Schildkrötensubstrat:

Ich befeuchte die Erde mit einer Beregnungsanlage.

Die Beregnungsanlage Super Rain

Diese Lucky Reptile – Super Rain – Beregnungsanlage sorgt für einen feinen Sprühnebel, der Pflanzen und Tieren die nötige Feuchtigkeit gibt.

Verstecke

Korkröhren werden zum einen als Unterschlupf genutzt, zum anderen dienen sie als sehr gern genutzte Klettermöglichkeit. Geklettert wird grundsätzlich auf alles was möglich ist.

Auch Moorkienholzwurzeln werden gerne als Versteck- und Klettermöglichkeit angenommen. Sphagnum Moos halte ich ebenfalls schon fast für notwendig, da sich die Tiere darin sehr gerne eingraben. Wenn es immer feucht gehalten wird, sind diese Plätze besonders begehrt.

Ernährung der Gelbrand-Scharnierschildkröte

Eine Mischung aus pflanzlicher und tierischer Kost ist für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere erforderlich.

Gerne werden Mäuse und Babymäuse (Frostfutter) gefressen.

Etwa alle 3-5 Tage wird ausgiebig gefüttert. Neben süßem Obst und Beeren wie Erdbeeren, Banane, Birne, Himbeeren, Brombeeren, Apfel, Ananas, Mango, kann auch Lebendfutter angeboten werden. Das wären z.B. Heuschrecken, Grillen, Schnecken (Gehäuse- und Nacktschnecken), Zophobas, Regenwürmer, Süßwasserfisch. Als Frostfutter eigen sich junge Mäuse, nestjunge Ratten. Es wird auch von Cuoras berichtet, Löwenzahn fressen. Das lehnen meine Tiere aber strikt ab.

Beim Fressen und Jagen sind die Schildkröten sehr geschickt. Die Beute wird kurz anvisiert und sofort mit einem schnellen Biss erbeutet. Man sollte sehr aufpassen, dass kleinere Tiere auch etwas abbekommen und besonders dass sie nicht gebissen werden!. Die Schildkröten sind sehr futterneidisch und schnappen ihren Artgenossen wann immer möglich das Futter aus dem Maul. Dabei gehen sie nicht zimperlich vor, was für kleine Köpfe sehr gefährlich werden kann.

Hinweis: Wirbeltiere (z.B. Mäuse) dürfen nicht lebendig verfüttert werden! Man kauft sie daher am besten bereits gefroren.

Immer angeboten werden muss Sepiaschale, die besonders bei den Weibchen sehr wichtig und auch beliebt ist. Für die Bildung der Beschalung ihrer Eier ist dies unbedingt notwendig.

Technische Ausstattung bei Sumpfschildkröten

Eine Licht-, Wärme- und UV Quelle ist unbedingt notwendig. Es empfiehlt sich eine Beleuchtung wie unter Beleuchtung für Wasserschildkröten beschrieben. Beleuchtet wird ca 10 Stunden täglich (außer im Winter) bei einer Sonnenplatztemperatur von 35 °C Grad. Ein per Zeitschaltuhr gesteuerter Ultraschallvernebler (Ionisator) sorgt für interessanten Nebel im Terrarium.

Ultraschallvernebler erzeugen Nebel durch die Zerstäubung von Wasser. Bei der Haltung von Sumpfschildkröten hilft ein Ultraschallvernebler, um eine besser Luftfeuchtigkeit zu erreichen. Für die wirkliche Befeuchtung der Erde eignet sich aber sehr viel besser eine Beregnungsanlage wie etwas weiter unten zu sehen ist…

UV-Lampen sind zur Vitamin D3 Erzeugung notwendig, nur dadurch können Schildkröten das unbedingt notwendige Kalzium für Panzer- und Knochenbau verwerten. Bei einem Vitamin D3- oder Kalziummangel tritt Rachitis auf. Panzererweichung und ein schleichender Tod ist die Folge.

Eine gute UV-Lampe und Sepiaschale zur Kalziumversorgung sind also wie bei allen Schildkrötenarten Pflicht!

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Zucht, Inkubation und Aufzucht

Jetzt noch ein paar Worte zur Zucht, d.h. Inkubation von Eiern und Aufzucht der Jungtiere von Cuora flavomarginta. Das ganze Jahr über sind Balzaktivitäten festzustellen. Dabei nähert sich das Männchen mit nickenden Bewegungen dem Weibchen und versucht es in Kopf und Vorderbeine zu beißen. Wenn das Weibchen sich ruhig verhält, besteigt er es und versucht sich mit ihr zu paaren. Wenn sie vor seinen Beißattacken flüchtet, wird er immer rabiater und fängt oft an aus der Nase zu schäumen und immer wieder zu „zischen“. Er beißt in den Vorderteil des Panzers und rüttelt ihn hin und her. Dabei wurde auch schon ein Stück des Panzers meines Weibchens beschädigt.

Eiablage

Ist ein geeigneter Eiablageplatz gefunden, werden 1-3 ovale Eier abgelegt und die Eigrube sorgfältig wieder verschlossen. Es muss sichergestellt sein, dass ein ausreichend tiefer Untergrund vorhanden ist, ansonsten droht Legenot.

Schildkröteneier

Die Schildkröteneier werden in der Terrariumerde in einem Inkubator gezeitigt. Auf dem Bild wurden sie frisch der Eigrube entnommen, daher liegen sie noch auf Spaghnum Moos

Schlüpflinge

Die Schlüpflinge benötigen alles was auch die adulten Tiere haben. Wasserbecken, fleischliche Nahrung, UV-Beleuchtung. Sie verhalten sich auch schon sehr ähnlich, wenn sie auch noch etwas versteckter leben.

Regenwurm – lecker!

Die ersten Tage fressen die Schlüpflinge noch nicht unbedingt etwas. Es muss aber täglich schon Futter angeboten werden. Es muss aber fleischlich sein. Ein Regenwurm ist besonders geeignet.

Pro Jahr legt ein Weibchen etwa 1-3 hartschalige, ovale Eier ab, die in aller Regel sehr gut versteckt werden. Wie man es von Schildkröteneiern gewohnt ist, bildet sich in den ersten Tagen ein weißes Band auf dem Ei, welches auf eine Befruchtung hindeutet. Gebettet in einem lockeren Gemisch aus Erde und Sand werden die Eier bei 28 °C Grad gezeitigt.

Inkubationssubstrat

Ich verwende zu Inkubation lockere Erde aus dem Terrarium. Das Substrat darf nur ganz leicht feucht gehalten werden, so dass es nicht austrocknet. Ansonsten erstickt der Embryo im Ei.

Nachzuchten

Die Jungtiere ernähren sich die ersten 10 bis 12 Monate ausschließlich carnivor, das heißt fleischlich. Das erste Fressen anregen kann man besonders gut mit einem zappelndem Regenwurm. Aber auch kleine Heimchen und nestjunge Babymäuse werden problemlos gefressen. Es sind schon richtig kleine Raubtiere…ganz wie die großen!



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Kommentare

Natalie 31. März 2018 um 20:41

Hallo Florian!
Vielen Dank für den interessanten Artikel! Ich hab mir schon als Kind eine Schildkröte gewünscht und überlege mir nun endlich diesen Wunsch zu erfüllen. Nach einigen Recherchen, welche Art sich dafür am besten eigne (da ich zwar ausreichend Platz, aber leider keinen Garten habe) bin ich auf die Cuora Flavomarginata aufmerksam geworden. Deinen Artikel fand ich sehr hilfreich und denke, dass diese Art sehr gut passen würde. Allerdings konnte ich bisher keinen Züchter oder anderen Anbieter finden. Kannst du vielleicht verraten, wo du deine Schildkröten gekauft hast?
LG, Natalie

Antworten

Florian 1. April 2018 um 17:02

Hallo Natalie,

die Gelbrand-Scharnierschildkröte ist wirklich eine interessante, neugierige Schildkrötenart, die man gut im Terrarium halten kann. Mir ist allerdings leider kein Züchter bekannt und ich befürchte, der Kauf meiner Cuora flavomarginata in den Jahren 1993 und 1994 im Zoohandel, hilft dir heute nicht mehr weiter. Ich habe diese Art bereits wenige Jahre später nicht mehr im Handel gesehen.

Alles was ich dir vorschlagen kann, ist eine Suchanzeige in der Kategorie https://www.landschildkroeten.de/landschildkroete-verkaufen-kaufen/landschildkroete-kaufen-verkaufen/Cuora flavomarginata gesucht“ zu veröffentlichen. Dass es sich hier nicht um eine Landschildkröte handelt, ist kein Problem, da sie ja schon hauptsächlich an Land lebt. Vielleicht hast du ja Glück und es meldet sich jemand…

LG
Florian

Antworten

Günter 4. Oktober 2018 um 8:11

Hallo Natalie,
habe den Beitrag gerade erst gelesen. Hätte noch eigene Nachzuchten der Gelbrandscharnierschildkröte abzugeben.

Viele Grüße
Günter

Antworten

Alice 27. Juli 2018 um 20:35

Hallo Natalie,
ich kenn jemanden in der Schweiz der diese Art züchtet.
Aber vermutlich ist das zu weit für dich, oder?

Gruss Alice

Antworten

Pocas 5. Oktober 2018 um 21:03

Liebe Alice,
Ich suche Jungtiere, oder eine Zuchtgruppe.

Liebe Grüesse aus der Schweiz

Antworten

Pasquale K. 12. September 2018 um 23:10

Guten Abend Florian, kann man denn mit dir per E-Mail oder derartig Kontakt aufnehmen? Hätte noch ein paar Fragen zur Haltung dieser Art. Liebe Grüße 🙂

Antworten

Florian 25. September 2018 um 9:45

Hi Pasquale,
bitte stelle die Fragen am besten hier… ich bekomme den ganzen Tag Emails und kann da leider nicht noch einzelne Schildkrötenfragen beantworten – hier haben dann zumindest auch noch andere etwas von der Frage + Antwort 🙂
Florian

Antworten

Frank Landzettel 12. Januar 2019 um 21:23

Hallo, sehr schöner Artikel. Gut geschrieben. Kann das alles im Großen und Ganzen bestätigen. Ich halte eine Gruppe Cuora flavomarginata seit 1998 und habe fast jedes Jahr Nachzuchten. Ist eine tolle Art!!!! Grüße Frank L.

Antworten

Gloria 24. Juli 2020 um 11:41

Hallo,
Wie groß sollte denn das Terrarium einer adulten CF sein?
Mein Tierarzt riet mir lieber ein offenes zu nehmen , aber dann würde ja die luftfeuchte nicht gehalten werden.
Darum bin ich etwas ratlos.
Bisher lebt sie auf 120×50, soll aber ein größeres Terra bekommen.

Gruß Gloria

Antworten

Florian 28. Juli 2020 um 6:56

Hallo Gloria,

als Mindestgröße für ein Terrarium nimmt man die Panzerlänge der adulten Schildkröte mal 8. In diesem Fall wären das 160 cm Länge. Ein offenes Terrarium ist problemlos möglich – da die Erde ja feucht ist (es es auch noch einen kleinen Wasserteil gibt), ist die Luftfeuchte insgesamt ausreichend.

Grüße
Florian

Antworten

Sarah 9. Juli 2022 um 11:17

Hallo.
Ich hab eine doofe Frage.

Wie oft oder allgemein wie wird das Aquaterarium gereinigt? Immer komplette Erde erneuern? Schlägt das Wasser nicht um, was ich durch den Vernebler bildet? Pilze, Schimmel Bildung?

Fragen über Fragen, aber wenn möchte ich es auch richtig machen.

Viele Grüße Sarah

Antworten

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