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Überwinterung von Wasserschildkröten

Oft wird die Bezeichnung Winterschlaf bei Schildkröten verwendet, diese ist jedoch nicht korrekt. Die richtige Bezeichnung der Überwinterung bei Schildkröten lautet Hibernation oder Winterstarre.

Vorwort

Die Behauptung eines (leider) recht bekannten Vereins über Wasserschildkröten, dass Wasserschildkröten/Sumpfschildkröten grundsätzlich keine Winterruhe benötigen, ist nicht nur unsinnig und falsch, sondern schädlich für die Tiere.

Die Schildkröten brauchen ihren natürlichen Lebensrythmus, um langfristig gesund zu bleiben und benötigen daher (selbstverständlich) die Temperaturen, wie sie auch zu entsprechender Jahreszeit im natürlichen Verbreitungsgebiet vorkommen.

Gesunde Wasserschildkröten, die keine Winterruhe halten dürfen, sind deutlich anfälliger für Krankheiten und haben eine geringere Lebenserwartung. Die Gründe dafür sind einfach zu erklären: Den Schildkröten fehlt ihre natürliche Ruhepause -die sie in der Natur regelmäßig im Winter halten dürfen- und ihr Stoffwechsel läuft ununterbrochen auf Hochtouren.

Einige Wasserschildkröten-Arten benötigen eine Winterstarre bei 4-6°C, andere nur eine verminderte Aktivitätsphase zwischen 10-20°C, je nach Herkunft und Verhaltensweise des Tieres.

Folgende Tabelle soll für die am häufigsten gehaltenen Arten die ca. Temperatur im Winter und die Dauer der Überwinterung aufzeigen, die für eine artgerechte Überwinterung angebracht ist. Eine Freilandüberwinterung ist aber für alle Arten ausgeschlossen.

ArtDauerTemperatur
Carolina Dosenschildkröte,
Terrapene carolina
2-5 Monate10-15°C
Chinesische Dreikielschildkröte,
Chinemys reveesi
2-3 Monate15-20°C
Dreistreifen-Scharnierschildkröte,
Cuora trifasciata
2-4 Monate10-15°C
Europäische Sumpfschildkröte,
Emys orbicularis
3-5 Monate4-6°C
Florida-Rotbauchschildkröte,
Pseudemys nelsoni
2-3 Monate15-18°C
Gelbrand-Scharnierschildkröte,
Cuora flavomarginata
2-3 Monate10-13°C
Gelbwangen-Schmuckschildkröte,
Trachemys scripta scripta
3-4 Monate4-6°C /15-20°C
je nach Herkunft*
Hieroglyphenschildkröten,
Pseudemys concinna
2-3 Monate10-15°C
Hinterindische-Scharnierschildkröte,
Cuora galbinifrons
1-3 Monate10-15°C
Höckerschildkröten,
Graptemys ssp.
2-5 Monate4-6°C /15-20°C
je nach Herkunft*
Mississippi-Höckerschildkröte,
Graptemys pseudogeographica/kohnii
2-3 Monate15-20°C
Moschusschildkröte,
Sternotherus odoratus
2-3 Monate4-6°C /15-20°C
je nach Herkunft*
Östliche Zierschildkröte,
Chrysemys picta picta
3-5 Monate4-6°C
Rotwangen-Schmuckschildkröte,
Trachemys scripta elegans
3-4 Monate4-6°C /15-20°C
je nach Herkunft*
Schmuck-Dosenschildkröte,
Terrapene ornata
1-4 Monate10-16°C
Südliche Zierschildkröte,
Chrysemys picta dorsalis
2-3 Monate15-20°C
Tropfenschildkröte,
Clemmys guttata
2-5 Monate4-6°C
Westliche Zierschildkröte
Chrysemys picta belli
2-4 Monate4-6°C
Zacken-Erdschildkröte,
Geoemyda spengleri
2-3 Monate10-15°C

*) Wenn die Herkunft nicht bekannt ist, zeigt die Verhaltensweise der Schildkröte, ob man mit ihr besser eine Winterstarre oder eine verminderte Aktivitätsphase durchführt.

Winterruhe/Winterstarre/Hibernation

3-4 Monate vor der Überwinterung -die etwa im November beginnt- (also im Juli oder August) ist es wichtig, den Kot bei einem Labor auf Parasitenbefall, z.B. Würmer, untersuchen zu lassen und die Schildkröte ggf. zu behandeln, denn nur gesunde Tiere dürfen in die Winterruhe geschickt werden. Hierfür bietet sich unser Kotproben-Set an:
Kotuntersuchungs-Set für Schildkröten

Bei einer Freilandhaltung bis zur Winterstarre kann dieser Absatz übersprungen werden.
Die Vorbereitungszeit beginnt etwa 2-3 Wochen vor der Einwinterung:

  • Beleuchtungsdauer täglich um eine Stunde reduzieren und die Heizung nach ein paar Tagen abstellen
  • die Fütterung findet solange statt, bis die Tiere selbständig das Fressen einstellen
  • wenn die Beleuchtung nach 10-12 Tagen eingestellt wird, sollte die Wassertemperatur auf 8-12°C sinken (dazu stellt man das Aquarium am besten in den Keller oder einen anderen unbeheizten Raum)

Die sicherste Methode für die Winterstarre (also alles unter 10°C Grad) ist der Kühlschrank, da er die benötigten konstanten Temperaturen liefert.

Wasserschildkröten im Kühlschrank werden in Kunststoffboxen überwintert. Die erste Möglichkeit ist, die Boxen mit soviel Wasser zu füllen, dass die Tiere bequem Luft holen können, wenn sie den Kopf heben. Die zweite Möglichkeit ist feuchtes Substrat (Sphagnum-Moos, Kokosfaser, Rindenhumus/Erde-Gemisch) in dem sich die Schildkröten eingraben können.

Zur Überwachung der Temperaturen im Kühlschrank sollte unbedingt ein UT 300 zwischengeschaltet werden. Der UT 300 schaltet bei bedrohlich niedrigen Temperaturen den Kühlschrank einfach ab.

Das Beendigen der Winterstarre wird im Grunde so vollzogen, wie das Einwintern. Die Schildkröten müssen langsam über mehrere Tage hinweg an die wärmeren Temperaturen gewöhnt werden und dürfen die ersten Tage im Aquarium vor allem nicht sofort in tiefes Wasser „geschmissen“ werden, sonst droht Gefahr durch Ertrinken! Jungtiere verbringen in den ersten 2-3 Jahren zur Sicherheit nur die Hälfte der Zeit von adulten Tieren im Kühlschrank.

Verminderte Aktivitätsphase

Die Beleuchtungsdauer wird etwa im November kontinuierlich so lange reduziert, bis sie für 6-12 Wochen ganz abgeschaltet werden kann. Während dieser Zeit befinden sich die Schildkröten in einem Zustand, in dem sie nur noch sehr wenig oder auch gar nichts mehr fressen und allgemein sehr ruhig sind. Das Ende dieser Phase wird in umgekehrter Reihenfolge gehandhabt, wie der Beginn

Bildnachweis: © Claudia Holzmann – Fotolia.com



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Kommentare

Ella 6. Januar 2020 um 18:23

Meine Gelbwangen-Schildkröte ist im Haus auch bei Dunkelheit und Temperaturen von 14°C alles andere als ruhig. Da sie momentan eine Infektion hat und ich ssie deshalb ins Haus holen musste, tobt sie in ihrer Wanne herum. Der Tierarzt meinte, sie müsse ca. 7 -10 Tage im Haus bleiben. Wie bekomme ich sie in dieser Zeit ruhig, damit sie kein Gewicht verliert, da sie im Winter nicht frißt?

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